Autorin:
Sandra Neumayr Vizepräsidentin des Verbandes VpsyB Paartherapeutin Leitende Dozentin ApsyB
Krisenintervention durch lösungsorientierte Beratung bei Beziehzungsproblematiken – simple but not easy!
Schon Einstein wusste: Man kann ein Problem nicht mit derselben Denkweise lösen, die zu seiner Entstehung geführt hat.
Während historisch betrachtet in den Anfängen der Psychotherapie vor allem Individuums -orientiert vorgegangen wurde - teilweise durch ein pathologisches Modell motiviert , das die Ursachen von Störungen in der Person begründet sieht und daher Fokus der Behandlung auf das Individuum legt - hat in den letzten vierzig Jahren die Paartherapie und auch die lösungsfokussierte Therapie bei diesen beiden Zielgruppen maßgeblich an Einfluss gewonnen.
Bereits ab den späten 30er Jahren erfolgten paartherapeutische Behandlungen auf psychodynamischem Hintergrund, der Beginn der wissenschaftlich fundierten Paartherapie muss indes historisch auf die späten 60er Jahre fixiert werden. Zu diesem Zeitpunkt lieferten diverse Autoren die Fundamente für den paartherapeutischen Behandlungsansatz und konstatierten theoretische Annahmen, welche sich in Interventionen bei Paaren erfolgreich zeigten.
Im Lauf der letzten 25 Jahre wurden eine Reihe paartherapeutischer Modelle und Konzepte entwickelt, ebenso wuchs die Anzahl der empirischen Studien zum Paartherapiesetting, wobei zu konstatieren bleibt, dass nach wie vor nur ein Bruchteil der Interventionen systematisch untersucht wurde. Es bleibt ebenso hinzuzufügen, dass ungeachtet des Alters der Paartherapie, es nie eine autarke Theorieentwicklung bezogen auf das Setting der Paartherapie gab, wie es etwa für die Familientherapie oder unzweifelhaft für die Einzeltherapie gab. Vielmehr wurden theoretische oder klinische Konzeptionen aus der Einzeltherapie bzw. aus der Familientherapie auf die Paartherapie übertragen.
Ich möchte im Folgenden kurz die gewichtigsten theoretische Stränge vorstellen, in deren Kontext paartherapeutische Konzepte und Modelle entstanden sind und vor deren theoretischen Hintergrund Paartherapie durchgeführt wurde und wird. Im Konzept des bekanntesten Vertreter und Begründers der strukturellen Familien bzw. Paartherapie, Salvador Minuchin, stehen die familiären Hierarchien und Grenzen sowie familiäre Subsysteme im Zentrum der familientherapeutischen Konzeption.
Die Interventionsseite ist gekennzeichnet durch einen sehr aktiven, in das System eingreifenden Therapeuten.
Dieser aktive Ansatz wurde in Verbindung mit der Entwicklung und Erprobung der Intervention an delinquenten Jugendlichen und hauptsächlich mit sozioökonomisch schlecht gestellten Familien eingesetzt. Später befasste Minuchin sich hauptsächlich mit psychosomatischen Familien, speziell bei Anorexie eines Familienmitgliedes. Motiviert durch diese Arbeiten entwickelte er Wirkfaktoren der Familienbeziehungen, die als verantwortlich für das Funktionieren einer Familie angesehen werden. Diese implizieren die hierarchische Organisation der Familie, bezeichnet als enmeshment, welche auf die Art der Grenzen innerhalb der Familie verweist, die Untersuchung der Familie als Ganzes und das abhängig voneinander Funktionieren der Subsysteme.
Das Therapieziel ist die Änderung des familiären Interaktionskontextes durch direkt sowie an den unmittelbar und gegenwärtig vorliegenden Problemen ansetzende Intervention. Dabei postuliert Minuchin, dass Agieren wichtiger ist als Vergangenheitsbewältigung und Einsicht ist. In den 70er Jahren entstand, anfangs mit viel Übereinstimmung zum strukturellen Ansatz, der strategische Ansatz. Bedeutende Vertreter sind u.a. Jay Haley, John Weakland, Don Jackson, Karin Schlanger und Paul Watzlawik. Es wurden neuartige Interventionsmethoden zum Abbau starrer, festgefahrener Interaktionsmuster konzipiert, beispielsweise die paradoxe Intervention (z.B. die Verschreibung des Symptoms).
Basis ist die Hypothese, dass normales und pathologisches Verhalten auf Kommunikation beruht. Dazu das berühmte Zitat Paul Watzlawiks: „Man kann nicht nicht kommunizieren". So konstatiert Watzlawick (Watzlawik et al. 1982) dass die Kommunikation reglementiert ist und ihre Aussage bekannt sein muss. Bei einer Inkongruenz von Bedeutung und Inhalt , beispielsweise einer Diskrepanz zwischen verbalem Inhalt und dem eigentlich Gemeinten, ergo einer der averbalen Kommunikation, kann dies, sollten die Kommunizierenden nicht aus der Kommunikation heraustreten können, beispielsweise das Kind in Abhängigkeit von der Mutter, zu einer desolaten Kommunikation führen.
Ziel dieser Therapie ist es, auf o.g. Weise entstandene, festgefahrene und destruktive Interaktionsmuster zu unterbrechen.
Konträr dazu verfolgt die kontextuelle oder transgenerationale Paartherapie eher einen psychodynamischen- systemorientierten Ansatz. Hier steht die Vergangenheit im Fokus. Dies postuliert den Ausgleich so genannter Familienkonten sowie die Delegation unerfüllter Anliegen auf die künftigen Generationen. Vertreter dieses Ansatzes sind u.a. Helm Stierlin, Horst Eberhard Richter und Ivan Boszormenyi-Nagi.
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